Wie immer, wenn Sozioszenoferix und Kunstsinnaina
ihrer Leidenschaft für Kunst und Kultur nachgehen, bleibt Katze
Paula alleine in der Wohnung zurück. Was sie zwar gelegentlich sehr
reizvoll findet. Aber manchmal auch ein wenig langweilig. Vor allem
die Zeit des Theatertreffens ist für sie eine echte Herausforderung.
Denn obgleich Sozioszenoferix nur für wenige Vorstellungen Karten
ergattern konnte, steht er nun Abend für Abend an der Abendkasse für
Restkarten an, und Kunstsinnaina aus Solidarität (und weil es da
immer so interessante Typen zu sehen gibt) gleich mit. Da die beiden
beim Verlassen der Wohnung die Balkontür aus Angst vor Einbrechern
stets schließen und Paula nicht mal eben in den Garten gehen kann,
bleibt ihr gar nichts anderes übrig, als ihre Gedanken schweifen
lassen und sich eine sinnvolle Beschäftigung zu suchen, etwa das
neue, vor kurzem erst bei Geos Wohnen gekaufte Sofa dem
Abnutzungsgrad der restlichen Möbelstücke anzugleichen …
Paula:
(auf dem weiß-gemusterten Sofa auf ihrer Katzendecke thronend)
Wenn Theatertreffen ist, sind meine Chancen, mir nach Belieben
Streicheleinheiten abzuholen, ziemlich begrenzt. (knüllt die
Katzendecke zu einem Knäuel zusammen, damit sie sich direkt auf das
Sofa legen kann
) Dann bin ich die meiste Zeit allein Zuhaus mit
meiner ach so süßen Gummimaus. (verächtlich)
Gummimäuse … (leckt sich die Pfoten)
Als ob wir auf Gummimäuse stehen
würden. Ein lebendiges Mäuslein dagegen, oder, noch besser, ein kleines Rättlein –
das wäre natürlich was anderes ... (vollführt mit der
zusammengeknüllten Decke einen Schaukampf und stößt sie vom Sofa,
um sich anschließend auf den ungeschützten Polstern genüsslich
auszustrecken und mit den Krallen an der Musterung zu zupfen)
Wenn
Theatertreffen ist, ist für mich geradezu Diät angesagt! Keine
Chance, Sozioszenoferix mal so zwischendurch vom Schreiben abzuhalten
und ihn davon zu überzeugen, mir ein Stück Leber zu braten …
Macht er zwar nur, wenn Kunstsinnaina nicht zu Hause ist. Damit er
heimlich ein Stück davon naschen kann … Von wegen Veganer … Aber
immerhin … (faucht)
Theatertreffen … Every year the
same procedure … Nach jeder Vorstellung das gleiche Ritual: Die
beiden kommen nach Hause, und Sozioszenoferix kriegt seine
Theaterkrise. (gähnt)
Welche Rolle Theater denn eigentlich in
unserer heutigen Gesellschaft noch spiele, wo doch unsere
Theaterlandschaft letztendlich in einem bürgerlichen
Selbstverständnis wurzele, das heute verschwunden sei … Obwohl:
Gestern Abend schlug er plötzlich ganz andere Töne an. Dass Theater
an und für sich wieder wichtig sei, ganz egal, was wie gespielt
werde. Weil es eine Art Gegengift gegen die sozialen Medien sei …
Weil es Direktkommunikation in Echtzeit böte statt virtuelle
Scheinkommunikationsrituale … Er war so vertieft, dass er noch
nicht einmal merkte, dass er mir die doppelte Portion Thunfisch
gegeben hat. (schnurrt behaglich).
Vielleicht habe ich ja
heute Abend noch einmal so viel Glück … (gähnt, schläft ein)